Er ist eine lebende Legende: Alt-Star Klaus Fischer ehrt Wolfgang Peine für 50-jährige Vereinsmitgliedschaft bei Schalke 04.

Einer von uns mit einer Legende: Geschichten über verdiente Sportkameraden fangen mit diesem Satz nicht sehr oft an. Für Wolfgang Peine vom SSV Elspe wurde sie Wirklichkeit. Klaus Fischer, DER Schalker Altstar, reiste eigens nach Elspe, um Peine für seine 50-jährige Vereinsmitgliedschaft bei den Knappen zu ehren. Urkunde, Ehrennadel, Schalke-Trikot, ein blauweißes Blumenbukett, sein Buch „Fallrückzieher… und mehr“ und viele Döneken hatte er dabei, denn Fischer und sein Mitarbeiter Jan Kramer von der Mitgliederabteilung nahmen sich beim privaten Treffen beim Vereinslokal Haus Hester viel Zeit, um diesem für Wolfgang Peine denkwürdigen Datum gerecht zu werden. „Wir gratulieren noch selbst“, meinte Fischer mit Blick auf einen Revier-Rivalen.
28 Ehrungen in ganz Deutschland
„Das Trikot trägt leider die Unterschriften einer Abstiegsmannschaft, aber das bleibt selten“, versicherte Fischer. Das Treffen unter coronagerechten Bedingungen, negative Tests, etc., war die zweite Ehrung an diesem Tag. Zuvor war das Duo in Warendorf zu einer weiteren 50er-Gratulation, „insgesamt haben wir in diesem Jahr 28 Termine in ganz Deutschland“, sagte Kramer.
„Die halbe Verwandtschaft wurde schon geehrt“
Also Wolfgang, wird man bei Schalke eigentlich freiwillig Mitglied? Der Elsper trat am 1. Dezember 1969 in der Verein ein, und ganz so ohne Gruppendruck erfolgte das nicht. „Mein Bruder Gerd ist seit 40 Jahren Kassierer der Leichtathletik-Abteilung der Schalker. Damals lud er zum Polterabend nach Gelsenkirchen, dazu kam auch der damalige S04-Vorstand; da musste ich eintreten“, grinst Peine. Aber er wäre nicht 50 Jahre S04-Mitglied, wenn er nicht von Herzen Schalker wäre. Auch seine Schwägerin und der bald nachfolgende Neffe Christian - bei der Geburt angemeldet - sind seit 50 Jahren S04-Mitglieder. „Schalke hat bei uns schon die halbe Verwandtschaft geehrt, bei ihr war Olaf Thon“, sagt Wolfgang Peine.Klaus5
„Mit Rudi Pöggeler habe ich mal zusammen trainiert“
Das zufällig auf dem Tisch liegende SSV-Vereinsheft mit dem früheren Gladbach-Spieler Rudi Pöggeler auf dem Titel, auch Pöggeler ein Elsper, weckt Klaus Fischers Interesse. „Mit Pöggeler habe ich mal fünf Tage zusammen trainiert, damals bei Borussia Mönchengladbach“, erinnert sich Fischer. Hennes Weisweiler, Trainer der Fohlenelf, hatte Interesse an dem damals 18-jährigen Stürmer aus Zwiesel. „Ich fuhr mit der Bahn von Bayern nach Mönchengladbach, damals eine Weltreise, zum Probetraining. Ich war schnell, kopfballstark und schusstark mit beiden Füßen. Hinter dem Stadion Bökelberg lag noch ein Ascheplatz, auf dem trainiert wurde, aber dafür hatte ich keine passenden Schuhe“, erzählt Fischer. Der Ausrüster organisierte schnell ein Paar in Größe 42,5 - „Ich hatte aber Größe 43 und habe nichts gesagt.“
1860 statt Borussia Mönchengladbach
Die Quittung am nächsten Tag: zwei blaue Zehen. Weisweiler war von dem jungen Spieler angetan. „Du bist von Tag zu Tag besser geworden, sagte Hennes zu mir. Aber bleib noch ein Jahr beim SC Zwiesel, bist Du körperlich stärker geworden bist.“ Der Rest ist bekannt. Fischer unterschrieb bei 1860 München, etablierte sich schnell in der Bundesliga und wechselte zwei Jahre später zum FC Schalke 04.
Fußball derzeit nur ein bedingtes Vergnügen
Mit sehr gemischten Gefühlen schaut Klaus Fischer auf den heutigen Fußball: gescheiterter Versuch von großen Clubs, mit einer europäischen Superliga Geld zu schaufeln, der Abstieg seines Vereins, das nur bedingte Vergnügen, Bundesligafußball unter Pandemie-Bedingungen zu verfolgen. „Du kannst nicht ins Stadion, mit alten Weggefährten quatschen, die Zuschauer fehlen für die Atmosphäre, es ist so was von bitter, auch für kleine Vereine wie den SSV Elspe“, sagt Fischer. Ja, erwidert Wolfgang Peine. „Der Sonntag ist Fußballtag, Freundschaft wird beim SSV noch groß geschrieben und das Zusammengehörigkeitsgefühl.“
Bald wieder im Sauerland
Möglicherweise wird der Schalker Alt-Star im September wieder im Sauerland aufkreuzen, mit der S04-Traditionsmannschaft in Kirchhundem. Dort kennt er Walter Mennekes von der gleichnamigen Weltmarktführer-Firma für elektrische Steckverbindungen. „Mit Walter kann ich gut, ich war öfter zu seinen Geburtstagen hier“, erzählt Klaus Fischer. Wer weiß, vielleicht läuft das Rückfallzieher-Wunder sogar noch einmal selbst auf. Der 71-Jährige ist aber selbstkritisch: „Ich müsste vorher doch noch mal trainieren.“