Niemand wird vergessen: Deshalb führte der erste Weg der Landesliga-Aufstiegsmannschaft von 1985 an diesem Samstag ins St.-Franziskus-Heim in Elspe zu ihrem alten Betreuer Wolfgang Peine.

Ein schwerer Schlaganfall hatte Wolfgang vor gut zwei Jahren in den Rollstuhl gezwungen. Es war ein großes Hallo vor dem Heim, in dem wie aus dem Nichts ein gekühlter 24er-Krombacher Rahmen auftauchte. „Weißt Du noch?“, diese Frage kam hier zum ersten Mal auf und wurde im weiteren Verlauf des Tages noch des öfteren bemüht, wenn es um die alten Geschichten ging, die so wunderbar nur der Fußball schreiben kann. Weil Wolfgang Peine 50 Jahre Mitglied bei Schalke 04 war, kam in der Corona-Zeit sogar der frühere Schalker Torjäger Klaus Fischer nach Elspe, um Peine im Vereinslokal Haus Hester zu ehren. Diese Foto - und einige andere mehr - schmückt selbstverständlich das Zimmer des früheren Mannschafts-Betreuers. „Hier wohnt ein Schalker“ steht an seiner Tür.

Dillon, Hänsel, Fiete und Pille
LL7DSC00491 006Gekommen waren Michael „Dillon“ Diehl, Thomas Diehl, Michael „Pille“ Thielmann, der Torjäger der Mannschaft von Trainer Wolfgang Wittemund (†), Masseur Dietmar Müller, Hänsel Müller, Kapitän Kalli Ax, Kalli Menne, Willi Biermann, damals Geschäftsführer des SSV Elspe, Friedhelm „Fiete“ Hermes, Matthias Junker, Torwart Guido Schulte und Ingelore Krenzler, in der Wolfgang Peine eine Freundin gefunden hat. „Es ist so schön, dass ihr an mich gedacht habt“, sagte ein sichtlich gerührter Wolfgang Peine.

Rucksack, bewirtschaftet
Vom St.-Franziskus-Haus führte der Weg der alten Hartplatzhelden - ja, gespielt wurde damals noch auf Asche - über die SGV-Hütte Elspe in den „Kreativ-Stall“ der Familie Schneider in Hachen. Der ein oder andere Rucksack war bewirtschaftet, so dass auch unterwegs niemand verdursten musste. Die Strecke war einigen noch von früher präsent: Trainer Wolfgang Wittemund beorderte seine Mannschaft öfters zum Konditiontanken in den Wald. An diesem Tag zeigte sich vor allem an den Steigungen, dass die Spielerfrauen mittlerweile die bessere Kondition haben als ihre Männer. Und alte Sportverletzungen (Kniee!) sorgten vereinzelt dafür, dass der Kreativ-Stall motorisch erreicht wurde.

"Unser bester Schnapper"
Sach ma, Guido, wie war das am 19. Mai vor 40 Jahren im entscheidenden Spiel gegen Sportfreunde Oestrich II, den Rivalen SSV Kalthof im Nacken? „Wir haben erst gezittert, aber dann ging es ruckzuck“, erinnert sich „unser bester Schnapper“, so Michael Thielmann. Thomas Diehl erzielte in der 6. Minute das 1:0, aber dann zog sich das Spiel um das Mittelfeld herum wie Kaugummi. Thielmann (3) und der eingewechselte „Pitti“ Knappstein erhöhten ab der 63. Spielminute auf 5:0.
FCFLL AufstiegA gigapixel low resolution v2 1x faceai v2Die Lokalzeitung berichtete von „unbeschreiblichen Jubelszenen“ nach dem 5:0-Sieg im Wiesengrund, „Spieler und Fans lagen sich überglücklich in den Armen“: Bezirksliga-Meister und Landesliga-Aufsteiger, gefeiert wurde mit 200 Litern Freibier auf dem Platz und anschließend zogen 1000 Anhänger über die Hauptstraße durchs Dorf, begleitet vom Elsper Tambourcorps. Zu verdanken ist dieses Wissen um die Vereinsgeschichte übrigens dem Vater von Michael Thielmann. Presseberichte, eigens erstellte Tabellen und Leistungskurven der Mannschaft, die Heinz Thielmann archivierte, ermöglichen uns heute den genauen Blick in die Vergangenheit.

Ein Schnitt von 400
Auf dem Platz und in den Straßen von Elspe wurde damals gefeiert. „Laßt uns zur Landesliga gehn, Grevenbrück auf Wiedersehen“ prangte auf Transparenten, ein Seitenhieb auf den ewigen Lokalrivalen RW Lennestadt; bei dem Michael Thielmann übrigens später Oberligaspieler wurde, Hänsel Müller sammelte Erfahrung beim Oberligisten Sportfreunde Siegen. Unglaublich für heutige Zeiten: „Wir hatten damals einen Zuschauerschnitt von über 400“ erinnert sich Michael Diehl. Weißt Du noch? „In Kalthof haben wir Ostern noch im Schnee gespielt“ (Fiete Hermes) und Michael Thielmann weiß von einer Episode, in der ein junger Elsper Nachwuchsspieler und späterer Rechtsanwalt eine Rolle bei einem Elfmeter spielte. „Die Reaktion unseres Trainers Wolfgang Wittemund: Sie spielen besser Tennis.“ Das kann der „Tiger“ heute noch gut.

"Weißt Du noch?"
Der Tag zum Jubiläum des Landesliga-Aufstiegs vor 40 Jahren wurde noch lang. Vom Kreativ-Stall ging es hoch nach Halberbracht in die urgemütliche Skihütte und zu dem sympathischen Wirtspaar Sebastian und Jenny Heimes, danach führte der Weg ins Vereinslokal Hester. Wirtin Helga tischte Schnitzelplatten und Bier auf, garniert wurde das Zusammensein mit der oft gehörten Floskel: „Weißt Du noch“.